Normenentwicklung im Holzbau

05.03.2025
Das Waldfondsprojekt „Koordinierungsstelle für Normungsangelegenheiten und Normenentwicklung im Bereich Holz und Holzbau in Österreich“ wurde nach zweieinhalb Jahren intensiver Arbeit beendet. Viele unterschiedliche Arbeitspakete wurden bearbeitet, thematische Schwerpunkte waren Recycling und Re-Use, Bauphysik und Normung. Zurzeit ist der Fokus auf die Veröffentlichung der erarbeiteten Themen gerichtet. Der Anschlussbericht steht zum Download bereit. Folgende Themen möchten wir Ihnen vorstellen:
1. AAA – Altholzaufkommen Austria
Der tatsächlich in Österreich verbaute Holzbestand, die Art und Qualität der verbauten Holzprodukte sowie deren Alter sind unbekannt und derzeit nicht zentral abrufbar. Auch der Zeitpunkt, wann welche Sortimente durch Abbruch, Umbau oder sonstige Gründe ihr Lebensende erreichen, ist nicht bekannt.
Aus der österreichischen Abfallstatistik sind nach Abfallschlüsselnummern grundsätzliche Stoffströme bekannt, die jedoch keine spezifischen Informationen zur effektiven Beschaffenheit dieser Sortimente liefern. Damit ist aktuell keine Aussage etwa zur Bedarfsdeckung an Sekundärrohstoffen für die Fertigung EU-Taxonomie-konformer Bauprodukte auch aus Altholz möglich.
Weiterlesen
2. Bauteilkatalog für rückbaufähige Holzbauteile
Der Katalog von kreislauffähigen Holzbauteilen ist eine Sammlung baulich-konstruktiver Lösungen mit besonderem Fokus auf diese spezifischen Anforderungen.
Generell steht die Umsetzung der Kreislaufwirtschaft im Hochbau noch am Anfang, und kreislauffähige Bauteile sind noch selten. Dieses Vorhaben stellt daher eine Momentaufnahme dar, die den aktuellen Stand der Technik zu einer notwendigen Entwicklung hin zu einer kreislauffähigen und ökologischen Bauindustrie zeigt.
Weiterlesen
3. Leitfaden Rückbauorientiertes Planen und Bauen im Holzbau
Ziel dieses Leitfadens ist es, den Rückbau frühzeitig, bereits während der Planung eines Neubaus oder Umbaus im Holzbau, vollumfänglich zu berücksichtigen.
Die Änderungen der EU-Bauprodukteverordnung zielen darauf ab, den Bausektor nachhaltiger zu gestalten und die Prinzipien der Kreislaufwirtschaft zu fördern. Die Einführung digitaler Produktpässe, verbindlicher Umweltproduktdeklarationen und strengerer Anforderungen an die Recyclingfähigkeit von Bauprodukten ermöglicht es dem Bausektor, Ressourcen effizienter zu nutzen und Abfälle deutlich zu minimieren.
Weiterlesen
4. Re-Use Woodhouse
Dieses Projekt ist ein organisierter und dokumentierter Abbau eines Musterhauses unter Mitwirkung des Fachverbands der Holzindustrie, Expertinnen und Experten des Holzbaus und der TU Wien. Dabei sollen die verwendeten Holzbauteile nachhaltig weiterverarbeitet oder zerlegt werden, und die gewonnenen Informationen in einen Bauteilkatalog für rückbaufähige Holzbauteile aufgenommen werden.
Weiters wurden im Bewerb Sommerentwerfen „Shuffle – neuer Lebensabschnitt für Holzhaus-Bauteile“ an der TU Wien, Institut für Architekturwissenschaften, entsprechende Entwürfe erarbeitet und der Re-Use-Anteil an wiederverwendeten, vorgefertigten Holzbauteilen ermittelt.
Hierbei sollen die Wiederverwendbarkeit einzelner konstruktiver Bauteile mindestens zweier unterschiedlicher Fertigteilhaustypen überprüft werden. Aus den nutzbaren Teilen beider Häuser soll ein Gebäudetypus entwickelt und geplant werden.
Weiterlesen
5. BIM-Tauglichkeit von Nachhaltigkeitszertifikaten
Die Datenerfassung von Nachhaltigkeitszertifikaten im Building Information Modeling (BIM) wurde weiterentwickelt. Die zunehmende Digitalisierung der Baubranche ist auch im Holzbau in vollem Gang.
Ziel war es, Data Templates für die ESG-Darstellung und Nachhaltigkeitsberichterstattung zu entwickeln. Es können nun auch die gesamten Bauteildaten als BIM-taugliches Austauschformat (IFC) auf dataholz.eu implementiert werden. Dies hat die Implementierung aller Bauteilklassen inklusive ihrer Merkmale und Merkmalwerte in das standardisierte und weltweit verfügbare Datendictionary von buildingSMART (bSDD) zur Folge.
Darüber hinaus ermöglicht es eine einfache Kommunikation in offener, maschinen- und menschenlesbarer Form sowie die Erstellung und Nutzung von automatisierten Prüfroutinen. Planer können die Informationen somit direkt in ihre individuelle Planungssoftware übernehmen.
Weiterlesen
6. Energiebedarf von Gebäuden
Die Berechnung des Energiebedarfs von Gebäuden aus Holz sowie die Implementierung realistischer Werte in die Überarbeitung der ÖNORM B 8110-6 war das Hauptziel dieses Arbeitspakets.
Die Ergebnisse der Simulationen und Workshops fanden Eingang in die Formulierung der ÖNORM B 8110-6, in der Arbeitsgruppe AG 175 01. Auf Basis bauphysikalischer Berechnungen ist die Zuweisung der Holzmassivbauweise nicht mehr als „leichte Bauweise“, sondern als „mittelschwere Bauweise“ zugelassen.
Weiterlesen
7. Feuchteschutz
Die aktuelle Norm zum Feuchteschutz (ÖNORM B 8110-2:2020), die Wasserdampfdiffusion, -konvektion und Kondensationsschutz beinhaltet, wird in der Fachwelt kontrovers diskutiert.
Die Norm ist dem Stand der Technik voraus, indem sie die hygrothermische Simulation – also die Wechselwirkung zwischen Feuchte- und Wärmetransport – für viele Bauteilaufbauten vorgibt.
In zahlreichen Bauphysikbüros sind hygrothermische Simulationen noch nicht verbreitet und erfordern eine entsprechende Ausbildung und Einarbeitung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Darüber hinaus ist die Simulation mit einem größeren Zeitaufwand verbunden als herkömmliche rechnerische Abschätzungen.
Aus diesem Grund wurde die Handlungsanleitung zur Anwendung der ÖNORM B 8110-2:2020 im Holzbau entwickelt. Sie soll die Anwendung dieser Norm für den Holzbau erleichtern. Eine einheitliche Vorgehensweise und vorgegebene Randbedingungen für hygrothermische Simulationen im Holzbau liegen nun vor.
Weiterlesen
8. Forest Value-Projekt Wood-LCC
Eine große Schwäche der Lebenszykluskostenrechnung (LCC) ist das Fehlen detaillierter und relevanter Informationen über die geschätzte Lebensdauer sowie die erwarteten Wartungs-, Reparatur- oder Austauschintervalle.
Daher könnten LCC-Schätzungen für Holzbauteile von detaillierteren Schätzungen der Nutzungsdauer profitieren. In diesem Projekt wurden Datenquellen, Berechnungsmethoden und ein Prozessablauf zur LCC-Berechnung für Holzgebäude vorgestellt.
Der Ansatz konzentriert sich auf verbesserte Lebensdauereingangsdaten, die eine präzisere und robustere LCC-Berechnung einzelner Holzkomponenten eines Gebäudes ermöglichen.
Weiterlesen
Fazit
Das Waldfondsprojekt hat einige Weiterentwicklungen und neue Erkenntnisse im Bereich Normung ermöglicht. Zukunftsprojekte im Bereich Recycling und Re-Use wurden identifiziert, und erste Konzepte konnten bereits ausgearbeitet werden. Für das Building Information Modeling (BIM) wurden Grundlagen für die digitale Einreichung von Holzbauten geschaffen.
