Der Baustoff Holz kann im Verhältnis zu seinem Eigengewicht hohe Lasten tragen. Ob bei Einfamilienhäusern, Carports oder weit gespannten Ingenieurholzbauten: Dem Dachtragwerk kommt im Holzbau eine sehr große Bedeutung zu. Für die Bemessungen von (Dach)Konstruktionen gibt es zahlreiche Anforderungen und Lasten, etwa Schnee-, Wind- und Nutzlasten, die ein Bauwerk tragen muss. Änderungen in diesen Regelwerken haben großen Einfluss auf den notwendigen Materialeinsatz und die Wirtschaftlichkeit eines Bauvorhabens.
Das Forschungsprojekt Schneelast.Reform bringt nun neue Erkenntnisse und führt zu völlig überarbeiteten Schneelastkarten für Österreich. Der Fachverband der Holzindustrie Österreichs, arbeitete mit der ZAMG (Zentralanstalt für Metorologie und Geodynamik), der Universität Innsbruck und dem LFRZ (Land- und Forstwirtschaftliches Rechenzentrum) zusammen an der wissenschaftlichen Grundlage für eine Novelle der Schneelastnorm ÖN B 1990-1-3. Die neuen Scheelastkarten können unter https://hora.gv.at/ abgerufen werden.
Die neuen Schneelastkasten wurden auf der Grundlage von Wetteraufzeichnungen von etwa 900 Wetterstationen über einen Zeitraum von 30 Jahren erstellt und komplett neue modelliert. Mit einem feinmaschigen Raster von 50 × 50 Metern über das ganze Land sind die ausgegebenen Werte besonders detailliert. Die bisher gültige Norm war nur bis zu einer Seehöhe von 1.500 m anwendbar und damit für einige Bauplätze im alpinen Raum nicht geeignet. Die neue Schneelastkarte erweitert den Anwendungsbereich bis 2.000 m und damit in eine Höhenlage, oberhalb derer es in Österreich praktisch keine Dauersiedlungsräume mehr gibt.
In den meisten Regionen Österreichs ergeben sich im Durchschnitt geringere Schneelasten. In den roten Gebieten ergeben sich im Vergleich zur aktuellen Norm geringere Schneelasten. Grün dargestellt sind Schneelasterhöhungen, die aber meist wenig besiedelte, höhere Lagen betreffen.
Bei vielen Gebäuden könnten auf der Basis der neuen Schneelastkarten zusätzliche Dachlasten ohne weitere Verstärkungsmaßnahmen am Tragwerk aufgebracht werden. Dies bietet Potential für Photovoltaikanlagen oder thermischen Solarkollektoren.
Schneelast und Klimawandel Angesichts immer stärker wahrnehmbarer Auswirkungen des Klimawandels ist offen, welche Rolle die Schneelasten künftig für die Bemessung von Gebäudekonstruktionen haben werden. Die durchschnittlichen Temperaturen in Österreich sind von 1900 bis 2009 um 1,5 °C gestiegen. Das macht sich auch an einer geringeren Anzahl an Tagen mit Schneedecke und an einer geringeren durchschnittlichen Höhe der Schneedecke bemerkbar. Der Klimawandel führt aber auch zu häufiger auftretenden Wetterextremen: einerseits längere Trockenphasen und andererseits häufigere enorme Niederschlagsmengen in kurzer Zeit, auch in Form von Schnee. Die Schneehöhe allein gibt nur wenig Auskunft über die Schneelast, die beispielsweise ein Dach tragen muss. Derzeit kann kein Trend für die Schneelast angegeben werden. Doch das neu entwickelte Verfahren zur Berechnung ist transparent, messdatenbasiert und so dokumentiert, sodass die Ergebnisse mit zukünftigen Auswertungen verglichen werden können.