Holzindustrie begrüßt Kritik des Europäischen Parlaments an der Entwaldungsverordnung

09.07.2025
- Niederlage für Kommission: EUDR hat keine politische Mehrheit im Parlament
- Nicht umsetzbare EU-Entwaldungsverordnung aufheben und Alternativen nutzen
Wien, 09.07.2025 – Das Europäische Parlament stimmte für einen Antrag, der die Einstufung von Ländern in Risikokategorien, wie sie die Europäische Kommission im Rahmen der EU-Entwaldungsverordnung (EUDR) vorgenommen hat, ablehnt. Diese Risikoeinstufung ist ein wichtiges Detail für die Umsetzung der EUDR. Bereits am 24. Juni 2025 sprach sich der Umweltausschuss des Europäischen Parlaments gegen die Vorlage der Kommission aus. Außerdem fordert das Parlament erneut, innerhalb der EUDR eine Null-Risiko-Kategorie zu schaffen.
Dazu erklärt Dr. Erlfried Taurer, Obmann des Fachverbands der Holzindustrie Österreichs: „Die Abstimmung im Parlament ist eine klare Niederlage für die Kommission. Die Entwaldungsverordnung hat im Parlament keine politische Mehrheit mehr. Ich appelliere an die Kommission, dieses Votum der demokratisch gewählten Mitglieder des Parlaments umzusetzen.“ Aus Taurers Sicht sollte die Europäische Kommission endlich die Realität anerkennen, die EUDR aussetzen und mit dem Bürokratieabbau beginnen. „Die Kommission sollte sich eingestehen, dass die eigene Verordnung nicht umsetzbar ist. Nach über zwei Jahren intensiver Arbeit liegt noch immer kein praxistaugliches Umsetzungsmodell vor“, kritisiert Taurer und fordert: „Die EUDR muss in ein künftiges ‚Omnibus‘-Verfahren zum Bürokratieabbau aufgenommen, tiefgreifend vereinfacht oder – noch besser – vollständig aufgehoben werden. So kann die EU-Kommission ihr Versprechen einlösen, die Wettbewerbsfähigkeit Europas zu stärken.“
Alternativen gegen Entwaldung
Die Branche unterstützt das Ziel der EUDR, die weltweite Entwaldung zu bremsen und zu beenden. Um dieses Ziel zu erreichen, schlägt Obmann Erlfried Taurer konkrete Alternativen vor: „Es ist unnötig, die gesamte Wirtschaft mit der EUDR zu drangsalieren. Die vom Parlament unterstützte Null-Risiko-Kategorie für Länder ohne Entwaldungsrisiko – wie etwa Österreich – kann viel bewirken.“ In diesen Ländern würde eine Dokumentation wie bisher unter der EU-Holzhandelsverordnung (EUTR) ausreichen.
Auch risikoorientierte Kontrollen statt pauschaler Überwachung helfen, Entwaldung gezielt zu bekämpfen. „Entwaldung findet nicht in Europa statt. Dennoch sollen unsere Unternehmen mit großem bürokratischem Aufwand nachweisen, dass ihre Lieferketten frei von Entwaldung sind“, fasst Taurer zusammen und schlägt vor: „Statt Generalverdacht braucht es faktenbasierte Risikoeinschätzungen und gezielte Kontrollen bestimmter Regionen, Produkte oder Akteure. EU-Regeln für Holzimporte gibt es bereits und unsere Wälder sind durch Forstgesetze sowie zahlreiche Umweltvorschriften umfassend geschützt.“
Hintergrund: EUDR – Bürokratie ohne Nutzen
Die EU-Entwaldungsverordnung (EUDR) verpflichtet Unternehmen, bei jedem Verarbeitungsschritt von Holz und Holzprodukten nachzuweisen, dass kein Entwaldungsrisiko besteht – vom Rohstoff bis zum fertigen Produkt. Die EUDR betrifft nicht nur den Import, sondern auch Herstellung, Handel und Export innerhalb der EU. Unternehmen müssen sich laufend freibeweisen. In der Praxis führt das zu einem nicht umsetzbaren Bürokratieaufwand. Durch Vermischungen auf Lagerplätzen und in der Weiterverarbeitung müssten tausende Referenznummern verwaltet und weitergegeben werden – bei jedem Bearbeitungsschritt, jeder Lieferung, jedem Produkt. Die so entstehende Datenflut ist weder überprüfbar noch zielführend.
Eine Studie aus Finnland beziffert die Kosten für die Einführung allein dort auf über 200 Millionen Euro sowie auf jährlich 65 Millionen Euro an laufenden Kosten. Europaweit droht ein Milliardengrab – ohne erkennbaren Mehrwert.
