Nachbericht: Workshop Zukunft Holzbau – BauZ! 2025

12.04.2025
Am 7. April 2025 fand im Rahmen der BauZ! in Wien der Workshop „Zukunft Holzbau – Wohnraum, Kreislauffähigkeit und Nachverdichtung“ statt, organisiert von RENOWAVE.AT und dem Fachverband Holzbau. Expert:innen aus Forschung, Planung und Industrie präsentierten innovative Ansätze für einen zukunftsfähigen Holzbau sowie Ergebnisse aus Forschungsprojekten. Im Fokus standen zirkuläres Bauen, serielle Sanierung, Rückbaufähigkeit sowie die Wiederverwertung.
Alle Präsentationen stehen hier zum Download zu Verfügung!
Dr. Martin Weigl-Kuska von der Holzforschung Austria stellte die Projekte Triple A und TimberLoop vor, die sich der stofflichen Wiederverwertung von Altholz widmen. Er zeigte auf, wie Altfenster z. B. zu neuen Fassaden oder Parkettelementen verarbeitet werden können. Dabei wurden auch Kontaminationsanalysen und ökologische Bewertungen durchgeführt – mit positiven Ergebnissen für die Zukunft der Holzverwertung: Die Frage „Was passiert mit Holz, wenn es ein Gebäudeleben hinter sich hat? Und wie können wir es danach sinnvoll, sicher und nachhaltig weiterverwenden?“ wurde mit den Projekterkenntnissen beantwortet. Die technischen, ökologischen und ökonomischen Rahmenbedingungen für den Einsatz von Sekundärholz – also Holz aus Rückbau, Umbau oder Sanierung. Dabei wurden Aspekte wie Materialalterung, Schadstoffbelastung und Wiederverwendbarkeit ebenso analysiert wie das tatsächliche Rohstoffpotenzial in Österreich, basierend auf der begleitenden Studie Triple A. Ein wichtiger Beitrag für alle, die Holz nicht nur als nachwachsenden, sondern auch als wiederverwendbaren Baustoff verstehen.
DI Dr. Jörg Koppelhuber von KOPPELHUBER² und Partner ZT OG stellte im Rahmen seines Vortrages den neuen Leitfaden „Rückbauorientiertes Planen und Bauen im Holzbau“ vor. Ziel ist es, Planer:innen, Ausführende und Investoren bei der Integration rückbaufähiger Bauteile zu unterstützen. Der Leitfaden bietet praxisnahe Bewertungssysteme (mit einem Ampelschema), ein Schichtenmodell sowie einen Rückbaukatalog – alles im Sinne einer hochwertigen Kreislaufwirtschaft im Holzbau. Konkrete Maßnahmen für eine rückbauorientierte Planung – u. a. zur Materialwahl, Verbindungstechnik und Dokumentation wurden demonstriert. Der Leitfaden zeigt auf, wie durch gezielte Planung die Wertschöpfung eines Gebäudes über dessen Lebensdauer hinaus verlängert werden kann – z. B. durch einfache Umnutzung oder Wiederverwendung von Komponenten.
Die Frage: „Wie planen wir so, dass Gebäude am Ende ihres Lebenszyklus nicht zum Abfall werden – sondern zur Ressource?“ wurde großartig beantwortet, wir müssen es nur tun! Es gibt die konstruktiven Details, Auswahl geeigneter Verbindungsmittel, um Materialtrennung, Dokumentation und vorausschauendes Design – wir benötigen noch einen Kulturwandel im Planungsprozess. Der Vortrag war ein wichtiger Impuls für alle, die nicht nur nachhaltig bauen wollen, sondern zirkulär denken – von Anfang an.
Der Leitfaden steht hier zum Download zu Verfügung!
DI Dr. Franz Dolezal, tätig am Österreichischen Institut für Bauen und Ökologie (IBO), präsentierte auf der BAUZ!-Konferenz einen umfassenden Bauteilkatalog, der Holzbauteile hinsichtlich ihrer Rückbaubarkeit und Zirkularität bewertet. Dieser Katalog dient als wertvolle Ressource für Fachleute im Bauwesen, um nachhaltige Entscheidungen bei der Auswahl von Holzbauteilen zu treffen. Er bietet detaillierte Informationen über verschiedene Holzbauteile und deren Eignung für den Rückbau sowie ihre Wiederverwendbarkeit im Sinne der Kreislaufwirtschaft. Der Katalog wurde in Zusammenarbeit mit der Holzforschung Austria erstellt und ist öffentlich zugänglich.
Weitere Informationen zu diesem Katalog und anderen Projekten von Franz Dolezal finden Sie auf der Website des IBO!
Dieser Katalog ist mehr als eine Sammlung von Details – er ist ein praxisnahes Werkzeug für Planer:innen, Architekt:innen und Bauunternehmen, um Bauteile von Anfang an so zu denken, dass sie rückbaubar, trennbar und wiederverwendbar sind. Die Bauteile wurden unter realen Bedingungen getestet und zeigen: Besonders Holzrahmen- und Holzmassivbauteile schneiden sehr gut ab. Der Katalog soll als digitales Planungstool verfügbar gemacht werden. Es geht um klare konstruktive Prinzipien, um Verbindungen, die reversibel sind, und um Bauteile, die sich nicht nur leicht verbauen, sondern auch wieder lösen und weiterverwenden lassen.
Ein zentraler Baustein für alle, die den Holzbau der Zukunft nicht nur als nachhaltig, sondern als kreislauffähig und ressourceneffizient denken wollen.
DI Ulla Unzeitig präsentierte wie Holzbau nicht nur ökologisch und technisch, sondern auch prozessual weitergedacht werden kann – modular, rückbaufähig und digital gestützt. Ein Projekt, das Innovation, Digitalisierung und Kreislaufwirtschaft in idealer Weise verknüpft – und zeigt, dass ökologisch und effizient kein Widerspruch ist trägt den Namen SerenoWood. Das Projekt SeRenoWood zielt darauf ab, die Prozesse der seriellen Sanierung mit vorgefertigten Holzelementen zu optimieren. Hierbei werden digitale Zwillinge erstellt, um technische Abläufe zu simulieren und potenzielle Schnittstellenprobleme frühzeitig zu identifizieren. Zusätzlich entwickelt das Projekt Prozesse zur Verbesserung der seriellen Sanierung, um technische und organisatorische Schwachstellen zu beheben. Nachhaltigkeitsaspekte werden durch umfassende Lebenszyklusanalysen (LCA) und ökonomische Bewertungen (LCC) integriert. Im Projekt wird weiters die serielle Sanierung mit vorgefertigten Holzelementen durch Value Management optimiert. Ziel ist es, europaweit einheitliche Standards für modulare Haustechniklösungen zu etablieren. Die Projektpartner entwickeln Referenzmodule, Leitfäden und Prozessvorlagen zur Steigerung der Marktfähigkeit in der Holzbaubranche.
Der Workshop verdeutlichte eindrucksvoll, dass Holzbau nicht nur ein nachhaltiger Baustoff der Zukunft ist, sondern auch enormes Potenzial für Kreislaufwirtschaft und Ressourcenschonung bietet. Mit praktischen Werkzeugen, fundierter Forschung und interdisziplinären Projekten wird die Vision vom zirkulären Bauen in der Realität verankert.
