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Die Auswirkungen des Covid-19-Ausbruchs auf den Nadelschnittholzmarkt

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© Stora Enso

14.10.2020

Am 8. Oktober 2020 fand die 68. Internationale Nadelschnittholz-Konferenz statt, die zum ersten Mal online abgehalten wurde. Nicht einmal die Covid-19-Pandemie konnte die internationalen Produzenten und Händler von Nadelschnittholz davon abhalten, ihr jährliches Treffen zu veranstalten. Die Konferenz wurde, wie üblich, von der Europäischen Organisation der Sägeindustrien (EOS) und dem Europäischen Holzhandelsverband (ETTF) organisiert.

Brüssel/Berlin, 8. Oktober – Obwohl die physische Konferenz nach wie vor ihren eigenen Reiz hat, wurden die Teilnehmer der allerersten online durchgeführten Nadelschnittholz-Konferenz, die am 8. Oktober stattfand, nicht enttäuscht: Wie immer waren die Präsentationen erstklassig und die Teilnehmer konnten durchaus viele nützliche Erkenntnisse gewinnen.

Die Aufgabe der diesjährigen Referenten war besonders anspruchsvoll. Das Ziel der Organisatoren war, eine zukunftsweisende Veranstaltung zu bieten, bei der die kurz- und langfristigen Folgen des Covid-19-Ausbruchs auf den Nadelholzmarkt skizziert werden und zwar sowohl aus der Sicht der Produzenten als auch aus der Sicht der Händler.

Die Entwicklungen bei der Produktion und dem Verbrauch von Nadelschnittholz deuten darauf hin, dass im Jahr 2020 mit einem allgemeinen Rückgang in ganz Europa zu rechnen ist. Es wird jedoch erwartet, dass dieser Rückgang geringer ausfallen wird als die Rückgänge beim BIP. Dies kann als Zeichen gewertet werden, dass die Nadelschnittholzmärkte insgesamt widerstandsfähig sind. Die Prognosen für 2021 gehen von einer moderaten Erholung aus, aber die Unsicherheit ist sehr groß.

Morten Bergsten, ETTF-Vizepräsident und Sampsa Auvinen, EOS-Präsident, vermittelten in ihren Beiträgen ähnliche Botschaften aus ihrer jeweiligen Sicht. Insgesamt, so betonten beide, hätte die Covid-19-Krise äußerst unterschiedliche Auswirkungen auf den Sektor gehabt. In einigen europäischen Ländern – insbesondere in Deutschland und Skandinavien – habe sich der Baustoffmarkt relativ gut gehalten, was für die Sägeindustrie positive Auswirkungen hatte. In anderen Ländern, wie z. B. dem Vereinigten Königreich und in Südeuropa, wo die erste Welle des Virus stärkere Folgen hatte und die Shutdowns verschärft waren, wurden die lokalen Baustoffmärkte und die allgemeine Wirtschaft viel härter getroffen, sodass auch der Nadelschnittholzmarkt in Mitleidenschaft gezogen wurde. Auch hinsichtlich der Auswirkungen des Virus auf die Teilsektoren ergibt sich ein sehr unterschiedliches Bild: Da die Menschen mehr Zeit zu Hause verbrachten, schnitt zwar der Heimwerkerbereich sehr gut ab. Doch war in vielen Ländern der Möbelsektor besonders stark von der Krise betroffen.

Während der Konferenz wurde mehrfach betont, dass die Baustoffmärkte in der Zukunft eine Schlüsselrolle spielen werden. Insgesamt schnitten sie in Teilen Europas besser ab als erwartet. Einige Länder betonten aber, dass dies hauptsächlich auf die Fertigstellung bestehender Projekte zurückzuführen war. Es bleibt daher abzuwarten, wie sich neue Projekte im Zuge von Investitionsdrosselungen entwickeln werden. Anlass zur Zuversicht gibt die zunehmende Wertschätzung von Holz als klimafreundlicher Baustoff sowie der steigende Marktanteil von Holz als Baumaterial, wie Herr Auvinen in seinem Vortrag zeigte. Herr Bergsten wies auf die Ausführungen der Präsidentin der Europäischen Kommission in ihrer jüngsten Rede zur Lage der Europäischen Union hin, worin sie darauf hinwies, dass der vermehrte Einsatz von Holz im Bausektor Vorteile für die Umwelt habe. Ferner wurde betont, dass die Corona-Krise – je nach ihrer Dauer, die derzeit noch nicht abschätzbar ist – auch strukturelle Auswirkungen auf die Wirtschaft haben könnte. Die Menschen verbringen weniger Zeit im Büro und mehr zu Hause verbringen, was auch Auswirkungen auf den Nadelschnittholzmarkt haben könnte.

Die oben erwähnten Trends fanden bei den meisten Rednern der Konferenz aus allen Teilen der Welt ein breites Echo. Sogar in Nordamerika hat sich der Baumarkt gut entwickelt. Hier gibt es einen wachsenden Trend, dass die Menschen aus den Städten abwandern, um ein größeres Einfamilienhaus – das vergleichsweise mehr Holz verbraucht – in den Vorstädten oder auf dem Land zu beziehen. Die europäischen Exporte in die USA liegen in diesem Jahr bisher auf Rekordniveau. In Asien hat sich China nach einem schwierigen ersten Quartal schneller erholt, als die meisten Analysten erwartet hatten. Die Lieferungen von Nadelschnittholz von Europa nach China entwickeln sich sehr gut. Japan bleibt ein stabiler Markt und die bevorstehenden Olympischen Spiele werden den Holzverbrauch ankurbeln. Die kurzfristigen Aussichten für die MENA-Region sind lokal schwierig, aber langfristig verheißen eine junge Bevölkerung und eine stabilere politische Landschaft gute Aussichten für den Absatz von Nadelschnittholz.

Eine anhaltende Herausforderung für den Sektor – die wahrscheinlich die Corona-Krise überdauern wird – ist nach wie vor der Borkenkäfer, der auch in diesem Sommer in vielen Teilen Mitteleuropas verheerende Schäden bei großen Mengen von Rundholz, insbesondere bei der Fichte, angerichtet hat. Die Menge des geschädigten Rundholzes in Mitteleuropa wird allein für das Jahr 2020 auf 120 Millionen Kubikmeter geschätzt. Während der Konferenz wurde ein interessanter Vergleich zwischen der europäischen Borkenkäferkrise und der Krise in Britisch-Kolumbien (Kanada) gezogen. Es wurde gezeigt, dass solche klimabedingten Katastrophen massive Auswirkungen auf die Rohstoffpreise hatten und haben werden. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die größten Probleme für den Sektor in der Zukunft voraussichtlich eher von der Angebotsseite als von der Nachfrageseite kommen werden.

Die nächste Internationale Nadelschnittholz-Konferenz findet vom 14. bis 15. Oktober 2021 in Helsinki statt. Weitere Informationen finden Sie hier.

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