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Internationale Laubholzkonferenz: Rohstoff im Mittelpunkt

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04.11.2022

Am 28. Oktober fand in Lyon die internationale Laubholzkonferenz 2022 statt, die vom französischen Holzverband (FNB), der Europäischen Organisation der Sägeindustrie (EOS) und vom Europäischen Holzhandelsverband (ETTF) organisiert wurde. Rund 100 Vertreterinnen und Vertreter der Industrie und des Handels sowie Branchenexperten diskutierten über Markttrends. Thematischer Schwerpunkt war die Verknappung des verfügbaren Rohstoffs, besonders aufgrund der großen Nachfrage chinesischer Unternehmen nach europäischem Laubholz und der Auswirkungen des Krieges in der Ukraine. Weiterhin waren auch die explodierenden Energiekosten für die Laubholzindustrie ein wichtiges Thema.

Europäische Perspektive

Maria Kiefer-Polz, EOS-Vize-Präsidentin und Sprecherin der europäischen Laubholzindustrie, erwartete für dieses Jahr einen Produktionsrückgang von mindestens 3 Prozent und für 2021 einen zweistelligen Anstieg. Nach einem guten Jahr 2021 und einer positiven ersten Jahreshälfte 2022 habe sich die Nachfrage in den vergangenen Monaten tendenziell verlangsamt. Die Produktion wurde an den schwächeren Absatz angepasst, sowohl auf den europäischen Binnenmärkten als auch auf den Überseemärkten. In Asien seien die Unterbrechungen der Lieferkette infolge der Pandemie immer noch präsent. Verschärft werde die Situation durch die hohen Energiepreise, insbesondere im energieintensiven Buchensektor. Aufgrund der hohen Inflation und der steigenden Hypothekenzinsen schwäche sich die Nachfrage der Verbraucher ab. Entsprechend hoch seien daher die Lagerbestände in den Sägewerken und viele Hersteller erwarten schwierige Monate. In vielen Ländern häufen sich Berichte auch über einen Mangel an Arbeitskräften. Diese angespannte Situation werde durch den zunehmenden Export von Eichenrundholz nach Asien und China noch verschärft.

Das Problem des Exports von Eichenstämmen wurde auch von David Chavot, Geschäftsführer von Margaritelli Fountains, hervorgehoben. Er forderte, die Abwanderung eines wichtigen Rohstoffs zu stoppen, der in Europa verarbeitet und veredelt werden sollte. 30 Prozent der in Frankreich geernteten Eiche würden nach Asien exportiert, vor allem nach China, ohne dass in Frankreich ein Mehrwert entsteht. Dies bedeute, dass die Sägewerke für Eichenholz nur zu 80 Prozent ausgelastet seien. Für den Europäischen Holzhandelsverband (ETTF) betonte der Präsident des Laubholzbereichs, Ad Wesselink, dass die Einfuhren von Laubschnittholz aus der EU27 und dem Vereinigten Königreich im Vergleich zu den ersten fünf Monaten des Jahres 2021 um etwa 15 % gestiegen seienn, vor allem bei Eiche und Buche. Wesselink stellte fest, dass etwa 22.000 Tonnen Eiche aus Russland und Weißrussland fehlten.

Marktlage in USA, China und Indien

Michael Snow, Geschäftsführer des Verbandes der US-Laubholz-Exporteure, berichtete von einer Verlangsamung des Wirtschaftswachstums in China, wobei sich ein rasch schrumpfender Wohnungsmarkt auch direkt auf den Verkauf von Möbeln auswirke. Snow wies auch darauf hin, dass die geplante EU-Verordnung über entwaldungsfreie Produkte amerikanisches Laubholz aufgrund der damit verbundenen Kosten vom EU-Markt verdrängen werde. James Xu, Vorsitzender des Laubholzbereichs des Holzhandelsverbands von Shanghai unterstrich, dass weder die USA noch Europa die führende Laubholzlieferanten für China seien. Aufgrund der niedrigeren Kosten importiert China große Holz-Mengen aus Russland und Thailand. Gleichzeitig betonte Herr Xu, dass nicht nur die Kosten die Entscheidungen der Verbraucher beeinflussen, sondern auch die Mode ein wichtiger Faktor ist. Geschäftsmöglichkeiten könnten sich auch auf dem indischen Markt ergeben, wie Michael Adams von der internationalen Tropenholzorganisation ausführte. Die indische Wirtschaft sei im zweiten Quartal 2022 im Vergleich zum Vorjahr um 13,5 Prozent gewachsen. Die Wachstumsaussichten seien nach wie vor gut, der Baustoffmarkt dürfte in den kommenden 5-6 Jahren weiterwachsen.

Die Sicht der Kunden: Parkett und Möbel

Der europäische Parkettmarkt blickt auf ein erfolgreiches Jahr 2021 zurück. Allerdings begann die Nachfrage im Jahr 2022 bereits zu sinken. Ursachen dafür sind das im Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine schwindende Verbrauchervertrauen, steigende Energiepreise und ein Mangel an erschwinglichem Eichenschnittholz und Birkensperrholz - hauptsächlich aus Russland. Die Parketthersteller in der EU fordern gemeinsam mit anderen Verbänden, die Ausfuhr von Eichenstämmen in Länder außerhalb der EU zu begrenzen. Aufgrund des Mangels an Eichenschnittholz und Birkensperrholz ist die Parkettindustrie auf der Suche nach neuen nachhaltigen Rohstoffen. Bedeutend ist die REAL WOOD-Initiative, die Verbraucher davon überzeugen soll, echte Holzfußböden zu verwenden und nicht künstliche Holzimitate. Der europäische Möbelsektor steht vor den gleichen Herausforderungen wie die Parkettindustrie. Im Jahr 2023 wird eine weitere Abschwächung des Marktes erwartet, da die Beschaffung von Rohstoffen schwieriger wird und die Preise voraussichtlich steigen werden.

Abschließend betonten die meisten Redner, dass die Laubholzindustrie von dem positiven ökologischen Wert von Holzprodukten profitieren kann, der von den europäischen Entscheidungsträgern und Verbrauchern zunehmend anerkannt wird. Gleichzeitig muss der Sektor neue Märkte und Möglichkeiten finden. Einige Laubholzarten werden nicht ausreichend genutzt. In diesem Sinne werden Forschung und die Entwicklung von Normen für neue Anwendungen von Laubholzprodukten in den kommenden Jahren für den Sektor von entscheidender Bedeutung sein. Positiv stimmt die gesamte Branche, dass die Wahrnehmung des Rohstoffes Holz positiv ist und definitiv im Trend!

Die nächste internationale Laubholzkonferenz wird 2024 in Wien, Österreich, stattfinden.

Laden Sie die Präsentationen herunter: https://www.ihc2022.fr/presentations

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